Newsletter 3/2022

Grüne Chemie für ein nachhaltiges Europa: Rückblick auf die CHEMIETAGE 2022

Rückblick auf die „CHEMIETAGE 2022 – Green Chemistry for a Sustainable Europe“

Ende September stand der Campus Gußhaus der TU Wien bei den diesjährigen Chemietagen ganz im Zeichen der Green Chemistry! Den Auftakt machten kurze Symposien der GÖCH-Arbeitsgruppen, gefolgt von drei Tagen intensivem Programm mit Keynotes, Diskussionen und Workshops. Abschlossen wurde diese spannende Woche mit der internationalen Konferenz „A Green Chemical Deal“, organisiert von BMK und Umweltbundesamt.

Auch dieses Jahr freuten sich die Veranstalter:innen über reges Interesse: Knapp 400 Teilnehmer:innen verfolgten das Programm und erhielten durch die rund 200 Poster-Präsentationen einen spannenden Einblick in aktuelle Forschungsthemen.

Hier geht es zu den Impressionen der Veranstaltung: www.goech.at/gallery.

Erhalten Sie hier einen Einblick in die fachlichen Highlights unserer Expert:innen vor Ort:

Keynote: “Sustainable Feedstocks (CO2, Methanol)” von Niklas Hedin (Stockholm University, Sweden)

Im Bereich Carbon Capture and Storage and Utilisation (CCS/U) wird zurzeit intensiv geforscht. Eine Speichermöglichkeit sind Zeolithe, die CO2 in die Kristallstruktur reversibel aufnehmen können. In weiterer Folge wird das CO2 durch Hydrierung, photo- oder elektrochemische Prozesse in CO, Methan oder Methanol umgewandelt. Da die thermodynamischen Voraussetzungen für diese Umwandlungen ungünstig sind, laufen diese nur durch entsprechenden Energieeinsatz mithilfe von Katalysatoren ab.

Keynote: “Energy Storage” von Jürgen Janek (Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland)

Energiespeicherung ist ein zentrales Thema unserer Zeit. Im Moment dominiert die Lithium-Ionen-Batterie den Markt, da diese im Laufe der Zeit immer weiter optimiert wurde und somit einen sehr hohen (Coulomb‘schen) Wirkungsgrad aufweist. An anderen Konzepten wie Na/O2, NaS8, LiS8 oder auch Brennstoffzellen wird derzeit intensiv an zukunftsträchtigen Lösungen gearbeitet. Darüber hinaus stellt die Stabilität der Elektrolyte sowie die Oberflächeneigenschaften der Elektroden ein wichtiges Forschungsfeld dar, da diese entscheidend für die Verwendung der Batterie sind.

Keynote: “Carbon Capture and Utilisation” von Andreas Greisbauer (Clariant)

Für den möglichst effizienten Ablauf einer chemischen Reaktion, etwa der Umwandlung von CO2, werden Katalysatoren eingesetzt. Diese können in Abhängigkeit des genauen Prozesses entwickelt und optimiert werden. Beispiele sind mittels erneuerbarer Energie hergestellter Wasserstoff aus Wasser, Methanol aus CO2 und Ammoniak aus N2. Da der Transport von Wasserstoff sehr teuer ist, wird er in organischen Verbindungen oder als Ammoniak „gespeichert“. Bei der Umkehrreaktion wird der Wasserstoff wieder frei und kann als Energieträger genutzt werden.

Grüne Chemie an der Hochschule: Launch des Masterstudiengangs „Green Chemistry“

Am 18. Oktober 2022 wurde das gemeinsam an TU Wien, BOKU und Universität Wien eingerichtete, neue Masterstudium „Green Chemistry“ feierlich aus der Taufe gehoben. Frau Bundesministerin Leonore Gewessler ließ es sich nicht entgehen, gemeinsam mit TU Wien-Dekan Marko Mihovilovic und anderen Vertreter:innen der beteiligten Universitäten, eröffnende Statements an die zahlreichen Gäste zu richten. Nach der Vorstellung des in der Kooperation der drei Hochschulen entstandenen Curriculums durch Bettina Mihalyi-Schneider (TU Wien), steuerte John C. Warner, einer der Begründer der Grünen Chemie, eine inspirierende Videobotschaft bei. Abgerundet wurde die Eröffnung durch das Klavierprogramm „Chemistry meets Music“ von Multitalent Nuno Maulide (Chemie-Professor und Pianist), sowie einem anschließenden Get-together.

Die Etablierung Wiens als Ausbildungs- und Forschungsstandort für Grüne Chemie in Europa ist ein zentrales Leuchtturmprojekt der „Plattform Grüne Chemie“. Die Initiative der drei beteiligten Wiener Universitäten, die sich in der Plattform herausgebildet hat, ist in Mittel- und Osteuropa einmalig und führt Wien als künftigen Ausbildungsstandort für Grüne Chemie an die Spitze mit einigen wenigen vergleichbaren europäischen Forschungszentren. Das geplante PhD-Modul wird weitere positive Impulse für die einschlägige Forschung und Entwicklung in der österreichischen Chemieindustrie geben.

Nachhaltigkeit in der Chemiewirtschaft: Rückblick auf zwei Veranstaltungen zum Thema

Die geplanten Änderungen der REACH- und CLP-Verordnung sind entscheidende Elemente bei der Umsetzung der europäischen Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit. Was aber beinhalten diese Veränderungen genau? Dieser Frage wurde in der Veranstaltung „Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit: REACH & CLP im Umbruch“, organisiert vom Fachverband der Chemischen Industrie und der umweltpolitischen Abteilung der WKÖ, nachgegangen.

Im Rahmen des Events wurden deshalb konkrete Inhalte vorgestellt und diskutiert, etwa die Einführung neuer Gefahrenklassen für endokrine Disruptoren und persistente Chemikalien in Europa oder auch der Ausbau des generischen Ansatzes für das Risikomanagement für besonders besorgniserregende Stoffe. Auch die aktuelle Diskussion einer grundlegenden Reform des REACH-Beschränkungs- und Zulassungssystems war Thema an diesem Tag. Darüber hinaus tauschten sich die 100 Teilnehmenden über ihre Erfahrungen bei den politischen Zielsetzungen der Chemikalienstrategie sowie den Herausforderungen der bestehenden und künftigen Regelungen aus.

Obwohl im Laufe der Veranstaltung eine Vielzahl an Standpunkten aus Industrie, Wirtschaft und Verwaltung präsentiert und diskutiert wurden, waren sich die Teilnehmenden doch in einem Punkt einig: Die Transformation zu einer nachhaltigeren Chemiewirtschaft gelingt nur mit innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen!

Zentrale Elemente dieser Transformation: der Einsatz von digitalen Technologien und die Anwendung neuer kollaborativer Geschäftsmodelle. In der anschließenden Vernetzungsveranstaltung „Advanced Digital Technologies für nachhaltige Geschäftsmodelle in der Chemiewirtschaft“ wurden deshalb beiden Aspekte in den Fokus gerückt und von den insgesamt 50 Teilnehmenden diskutiert.

Als praktisches Beispiel diente dabei die vom Klimaschutzministerium geförderte und vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) unterstützte Studie „Positionierung von CaaS im Technologieumfeld“. Die Untersuchung widmet sich der Verknüpfung von nachhaltigen Geschäftsmodellen (z.B.„Chemicals as a Service“) mit digitalen Technologien am Beispiel von konkreten Anwendungsfällen. Dabei wurden Barrieren identifiziert, etwa mangelnde Datenqualität, fehlende Expertise oder Bedenken bezüglich Datensicherheit. Anhand dieses Beispiels wurde diskutiert, wie bestehende Hürden überwunden und die Umsetzung innovativer Ansätze forciert werden kann.

Im Anschluss an Präsentationen zu konkreten Anwendungsfällen digitaler Technologien in der Chemiewirtschaft, insbesondere im Hinblick auf die Transformation zur Herstellung und Verwendung von nachhaltigen Chemikalien, diskutierten die Teilnehmenden unter dem Motto „Chemie trifft IT – Vernetzen wir uns!“ zudem intensiv über bestehende Erfahrungen und künftige Kooperationsmöglichkeiten.

 

Sie möchten mehr zu den Veranstaltungen erfahren? Hier gibt´s weiterführende Informationen: