Nachlese zur Veranstaltung am 13. Juni 2024
Nach dem erfolgreichen Start unserer Veranstaltung im neuen Format Plattform Grüne Chemie – Zukunft:Chemie im Herbst 2023 fand am 13. Juni 2024 die zweite Veranstaltung statt. Aktuelles aus den Bereichen Regulatorik, Wirtschaft, Forschung und Lehre wurde präsentiert und diskutiert. In kurzen Pitches wurden weitere aktuelle und interessante Themen präsentiert und anschließend an Thementischen besprochen.
Fragen zur Veranstaltung richten Sie bitte an das Grüne Chemie Team.
Präsentationen können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.
Nachlese
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Anwesenden von Sabine Cladrowa (Umweltbundesamt) und Thomas Jakl (BMK) begrüßt. Jakl (BMK) unterstrich die dynamischen Entwicklungen zur Umsetzung des Green Deals in allen Politikfeldern der EU, u.a. in Form des „safe and sustainable by design“ – SSbD – Konzepts. Zu SSbD besteht ein Co-programmed partnership (zu 100% finanziert) um eine Annäherung zwischen privatem und Verwaltungssektor zu erreichen (European Partnerships for the Green Transition, European Partnerships in Horizon Europe ) .
Zusätzlich bestehen noch verschiedene andere EU-Instrumente, die maßgeblich auch das SSbD-Konzept in der Chemie voranbringen können: z.B. ÖkoDesign-VO, Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), Taxonomie-VO, Green Claims-RL. Mit der “Updated EU Industrial Strategy” will die Kommission den Übergang zu einer grünen und digitalen Industrie unterstützen: Industry - European Commission .
Um Informationsweitergabe zu gewährleisten und trotzdem den zeitlichen Rahmen nicht zu überspannen, wurden bei der Veranstaltung erstmals zwei neue Formate eingeführt: die Blitznews als kurze Übersicht über aktuelle Entwicklungen in der Grünen Chemie und die Pitches als Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit eine Reihe an unterschiedlichen Projekten der Grünen Chemie kennenzulernen.
Blitznews: Barbara Wetzer (Umweltbundesamt) kündigte die Veröffentlichung des Fortschrittsberichts zu Aktivitäten der Plattform Grüne Chemie an, der auch Factsheets über die Arbeiten der Plattformmitglieder am Arbeitsprogramm der ehemaligen Plattform Grüne Chemie beinhaltet. Außerdem stellte sie das OSOA-Projekt (One Substance One Assessment) vor, ein regulatorisches Projekt, das für Stoffe, die unter vielen verschiedenen Regulatorien geregelt werden, eine Bewertung zusammenfast und auf einer Plattform bereitstellt.
Außerdem wurde angekündigt, dass die Illustration, die - basierend auf den Diskussionen und den Inputs beim Thementisch im Herbst 2023 - Grüne Chemie im Kontext der planetaren Krisen darstellt, bei der nächsten Veranstaltung der Plattform präsentiert wird.
Martin Wimmer (BMK) präsentierte in den Blitznews aktuelle Informationen zur Ökodesignverordnung (ESPR): Die Annahme durch Rat und Europäischem Parlament ist erfolgt. Die Verordnung hat möglicherweise Auswirkungen in der Dimension von REACH und muss nun mit Inhalten zu den einzelnen Themenbereichen (z.B. Textilien) ergänzt werden. Aktuelle Informationen zum SSbD-Framework bezogen sich auf den vor kurzem von JRC (Joint Research Council) und Europäischer Kommission veröffentlichten Methodologischen Leitfaden. Außerdem wurde im Rahmen von PARC (Work Package 8) eine SSbD-Toolbox entwickelt, um die Umsetzung des SSbD-Konzepts für Anwender:innen zu vereinfachen. Diese befindet sich nun in einer ersten Testphase um sie auf Basis der gesammelten Erfahrungen in einem co-creation-Prozess weiterzuentwickeln. Das Thema Defossilisierung des Chemiesektors in Österreich wurde weiterbearbeitet. Beispielsweise hat der Konsulent Carbon Minds eine Kohlenstoffanalyse der österreichischen Chemieindustrie durchgeführt und durch den FCIO wurde der Bericht „Transition pathways for the Austrian Chemical Industry“ publiziert.
Pitches: Nachdem angekündigt wurde, dass es bei der Veranstaltung die Möglichkeit gibt,Projekte, zu pitchen, haben sich 7 interessierte Teams gemeldet. Nach einem kurzen Überblick zu jedem Thema im Plenum wurden diese bei Thementischen in Kleingruppen präsentiert, diskutiert und abschließend im gesamten Plenum die Ergebnisse der Diskussionen vorgestellt.
Das waren die Themen der Pitches:
- Manfred Kerschbaumer und Ralf Becker stellten Projektwettbewerbe des Verbands der Chemielehrer:innen Österreichs (VCÖ) zum Thema „Green Chemistry“ vor.
- Christiane Schnabel (Chemie Akademie Graz) stellte den neuen Lehrgang zu Grüner Chemie der Chemie Akademie Graz vor. Der Kurs wird im März 2025 starten, 2 200 € kosten (acht Module) und mit einem Zertifikat abgeschlossen. Die Absolvierung einzelner Module ist möglich.
- Wolfgang Schöfberger (Universität Linz, Institut für organische Chemie) präsentierte eine elektrochemische Umwandlung von CO2 in chemisch nutzbare Kohlenstoff-Verbindungen. Das dafür benötigte CO2 wird aus industriellen Abgasen (z.B. der VOEST) bezogen, nicht aus der Atmosphäre.
- Anja Lembens (Universität Wien, Österreichisches Kompetenzzentrum für Didaktik der Chemie) stellte neue Projekte zur Grünen Chemie in der Lehre vor: Kooperationen mit dem Technischem Museum und den ÖBB zur Problematik mit Graffiti sind geplant.
- Manuel Bürgler der Fa. Egger, einem Holz verarbeitenden Betrieb, präsentierte Möglichkeiten, CO2 in Leimanlagen (Holzwerkstoffe) einzusparen, wodurch allerdings hohe Kosten entstehen. Zur Berechnung der CO2-Einsparung bei Lieferungen von externen Zulieferern bestehe die Schwierigkeit des Datenzugangs von Zulieferern.
- Bettina Nestl und Bernd Nebel der Fa. Innophore stellten ihr System zur Berechnung der Anpassung und Modellierung von Enzymen vor: Natürlich vorkommende Enzyme werden so modifiziert, dass sie neuen Anforderungen oder Syntheseschritten entsprechen.
- Walter Schneider (GÖCH – Gesellschaft Österreichischer Chemiker) präsentierte ein neues Kursangebot an Universitäten zum Europäischen Chemikalienrecht.
Die nächste Veranstaltung der Plattform „Grüne Chemie – Zukunft:Chemie“ ist am 11.11.2024 geplant. Nähere Informationen folgen.